09.Februar 1999

Unternehmerrat mahnt dringend notwendige
Maßnahmen zur Stützung der Kraft-Wärme-Kopplung an

Die Überlegenheit der Stromerzeugung in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) zeigt sich insbesondere im direkten Vergleich mit konventionellen Kraftwerken: Sie weist deutlich höhere Wirkungsgrade in der Stromerzeugung auf als alle anderen heute verfügbaren Kraftwerke mit fossilen Brennstoffen. Dies führt besonders in mit Erdgas betriebenen Anlagen zu niedrigsten spezifischen Emissionen von Treibhausgasen. Das Potential zur Senkung von CO2-Emissionen ist im Vergleich zu anderen Maßnahmen sehr groß. Es könnte kurzfristig erschlossen werden. Dabei könnte etwa die Hälfte des Stroms aus KWK stammen. Andere Länder haben dies eindrucksvoll demonstriert.

Tatsächlich sind jedoch Beschlüsse zum Neubau von KWK-Anlagen insbesondere im mittleren industriellen Leistungsbereich von einigen Megawatt bis zu knapp 100 MW in letzter Zeit praktisch völlig zum Erliegen gekommen. Der Grund dafür ist in der Liberalisierung der Strommärkte zu sehen, die viel schneller als erwartet vorangeht.

Die Stromerzeugung in KWK steht im Wettbewerb zu abgeschriebenen Stein- und Braunkohlekraftwerken und Stromimporten. Aber auch neue, große Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerke, die nicht in KWK betrieben werden, können den Strom auf den ersten Blick preiswerter erzeugen, obwohl sie nicht die hohen Wirkungsgrade in der Stromerzeugung erreichen wie KWK-Anlagen.

Der Grund für die etwas höheren Stromgestehungskosten im mittleren industriellen Leistungsbereich liegt in den etwas höheren Investitions- und Wartungskosten: Dies weist jedoch auch darauf hin, daß mit diesen Anlagen mehr Arbeitsplätze geschaffen werden.

Große KWK-Anlagen mit 100 MW und mehr sind dagegen aufgrund ihrer niedrigen spezifischen Investitionskosten auch gegenüber neuen großen GuD-Kraftwerken wettbewerbsfähig. Allerdings ist die Anzahl der in dieser Größe realisierbaren Anlagen sehr begrenzt. Der mittlere KWK-Leistungsbereich weist dagegen insgesamt ein wesentlich größeres CO2-Minderungspotential auf.

KWK bietet kommunalen und insbesondere industriellen Energieverbrauchern also große wirtschaftliche Chancen. Gleichzeitig kann die KWK einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Voraussetzung dafür sind angemessene Rahmenbedingungen. Sie sollen marktwirtschaftlich ausgerichtet sein und Windfallprofits vermeiden. Infrage kommen u.a. befristete und nach Leistungsgröße und möglichen jährlichen Betriebsstunden gestaffelte Mindesteinspeisevergütungen für Strom, die jährlich neu festgelegt werden. Eine zusätzliche Besteuerung des Brennstoffs gegenüber gasgefeuerten Großkraftwerken ist kontraproduktiv.

Neben einer geeigneten Ausgestaltung der Steuergesetzgebung ist hier also eine dringende
Ergänzung des Energiewirtschaftsgesetzes notwendig. Die europäische Energierichtlinie läßt dies ausdrücklich zu. Die Abwicklung kann durch einen für das Stromnetz ohnehin notwendigen, unabhängigen Regulierer erfolgen.

"Die aktuelle, rein marktwirtschaftlich orientierte Liberalisierung des Strommarktes wird vornehmlich kurzfristige, marktwirtschaftliche Vorteile in Form von Preissenkungen hervorbringen", erklärt der Unternehmensberater Dr.-Ing. Arnold Tolle, Gründungsmitglied des Unternehmerrates für eine langfristig tragfähige Energiezukunft. "Eine leichte Ergänzung durch ökologisch orientierte Preiselemente verspricht neben großen volkswirtschaftlichen Chancen signifikante Beiträge zum Klimaschutz sowie eine positive Bilanz in der Beschäftigungspolitik. Die Maßnahmen im Rahmen der Selbstverpflichtung der Industrie werden wirkungsvoll unterstützt. Wir sollten diese Chance ergreifen und eine Koalition aller Nutznießer in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bilden."

Der European Business Council (e5) hat etwa 100 Unternehmen und Unternehmerverbände in den Bereichen Energieeffizienz, Kraft-Wärme-Kopplung und Erneuerbare Energieträger als Mitglieder. Die Mitgliedsverbände repräsentieren hunderte große und kleine Unternehmen. Deutsche Mitglieder sind u.a.: AEG Hausgeräte, Deutsche Bahn, Thermoplan, Ludwig Bölkow Systemtechnik, SOLON, Hassmann und viele kleinere Unternehmen; als deutsche Verbände etwa der Verband deutscher Energiemanager - VDEM, Eurosolar, geothermische Vereinigung - GtV, Deutscher Wasserstoffverband - DWV.
Information :
Jörg Schindler, tel: 089-60811027 oder Dr. Arnold Tolle, tel: 040 - 69213790, email arnold@tolle.de
www.e5.org. www.tolle.de